Unser Yoda ist ja nicht das erste Mal auf Reisen. Er spürte bereits jedes Steinchen auf den Strassen Chiles: Während eines Auslandsstudiums entstand in einem klapprigen 1964er VW Bus die erste Idee für eine Roadmovie Doku, die Jahre später zu The Old, the Young & the Sea werden sollte. Eine Doku über die Menschen und das Surfen in Europa. Auch da war Yoda am Start.

Yoda braucht nicht einmal auf die Strasse zu blicken, um alles erkennen und aufnehmen zu können. Jedi und so. Yoda (über)blickt nun Beyond. Denn nicht nur Europa erzählt Geschichten über Lebensart, Life-Hacks und perspektivische Betrachtungsweisen der Küstenbewohner. Blicken wir über den Tellerrand hinaus. Sehen was hinter dem Horizont liegt. Blicken wir nach Afrika. Blicken wir Beyond.

Zwischen Chile und Westafrika, dem aktuellen Spielplatz der Nomad Earth Film Crew, liegen tausende Kilometer «Stories from the Road», fertig gestellte Diplomarbeiten, Lernjahre in Agenturen (bekanntlich ohne Anspruch darauf, Herrenjahre zu sein), erste unbeholfene Schritte in die Selbständigkeit und besagte Euro-Surf-Doku.

Und jetzt, wo sich der Erdball wieder ein paar Jahre weitergedreht hat, wacht Yoda über die Filmcrew von BEYOND – An African Surf Documentary.

«Hallo, guten Tag! Wo kommen Sie her, wo fahren Sie hin? Was machen Sie hier?»

Das ist auch gut so. Ein Blick in den Rückspiegel in die Augen von Regisseur Mario Hainzl verrät: Stundenlang reisen wir diese Strasse bereits entlang. Gleissendes Licht am südlichen Wendekreis. Die Landschaft am Rande der westlichen Sahara wird Richtung Süden karg und karger. Ausgebrannt und bleich zeigt sich die Umgebung. Exotisch? Vielleicht. Die Kontrollen von Polizei, Militär und sonst wem werden häufiger, ein sich alle 30 oder 40 Kilometer wiederholendes Ereignis. «Hallo, guten Tag! Wo kommen Sie her, wo fahren Sie hin? Was machen Sie hier?» - Gebetsmühlenartig wiederholen wir brav unser Sätzchen und übergeben Kopien unserer Papiere an die sehr freundlichen Beamten, die Autorität ausstrahlen, aber dennoch immer offen und interessiert für ein Gespräch sind. Obwohl bei den Kontrollen immer alles gut läuft, hat man immer das Gefühl, jederzeit eine Lüge aus dem Ärmel ziehen zu müssen.

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Irgendwie paranoid, denn wir haben alle notwendigen Papiere für den Dreh, sie liegen als gefühlte 1’000 Kopien immer griffbereit am Armaturenbrett zur Abgabe bereit. Die wertvollen Drehgenehmigungen bekommen sogar eine Sonderbehandlung und ein schattiges Plätzchen mit Reissverschluss. Erinnert mich ein bisschen an Papas Aktentasche in den 1980ern. Was bewahrte er darin eigentlich auf? Backflash. Wir sitzen in unseren 4WD Pickups. Es gilt einen Film zu machen. So setzen wir immer – die Story mit der Lüge im Hinterkopf griffbereit – ein fast übertrieben naives Grinsen auf, gute Laune und ein begeistertes «Juhu» des nichts wissenden Europäers, der hier alles spannend und exotisch findet, aber nichts versteht. Und auch gar nicht verstehen will. So wie Yoda quasi, der von Luke Skywalker aufgrund seiner skurrilen Art und winzigen Erscheinung zu Beginn gänzlich unterschätzt wird.

Es wirkt. «Die Filmemacher dürfen weiter», bellt der Beamte, salutiert und winkt uns mit einem Lächeln durch. Und jedes Mal bleibt die Frage: Was ist wohl die Lebensgeschichte dieses Mannes? Die Frage wird alsbald von der beredten Monotonie der Landschaft übertüncht. Seht sie euch an. Wer genau hinsieht, erkennt, dass sie Bände spricht.

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