Sie brauchen nur das Nötigste: Das Leben der Nomaden in der Sahara ist ein perfektes Beispiel für Einfachheit.

In der Sahara beschränkt man sich auf das Nötigste: Das Anhäufen von Dingen – von immer anfälligerem, modernem Zeug, das nur unseren Kaufdrang befriedigen soll, jedoch nicht sehr lange hält – ist dort nicht sehr sinnvoll. Vielleicht sollten Sie bei Ihrem nächsten Einkauf an die Nomaden denken. Fragen Sie sich: Was würde jemand kaufen, der gefühlte zig Millionen Kilometer vom nächsten Customer Care Center entfernt wohnt?

Nomaden haben nicht nur einen Lebensstil entwickelt, der so karg ist wie die Wüste, die sie umgibt, sie pflegen auch eine Geisteshaltung, die unermessliche Weite zelebriert. Wir würden es vielleicht «Leere» nennen.

«Ich habe jetzt ein Haus», sagt Halal Aziz, «...aber ich lebe wie in einem Nomadenzelt». Das heißt: es gibt keinen sperrigen Fernseher, keine schicken Küchengeräte. Sein Haus sieht leer aus, im wahrsten Sinne des Wortes. Für ihn zählt nur das absolut Notwendigste – und so entsteht eine gewisse Weite. Weniger ist mehr: das Prinzip findet hier seine Vollendung.

Als wir mit unseren Autos in die Sahara fuhren, ernteten wir komische Blicke. Die beiden Pickups waren so gut wie neu und der Motor wurde durch jede Menge Elektronik gesteuert.

Die Bewohner der Sahara hingegen schwören auf alte Autos: Kein einziges Teil ist so kompliziert, dass es nicht durch einen einzigen Nomaden mit einfachsten Werkzeugen repariert werden könnte. Keine Spur von Elektronik, die das Innenleben einer Maschine unverständlich machen. Stattdessen improvisierte Ersatzteile, wo die Originale bereits dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen sind.

Einige Autos scheinen aus 3 verschiedenen Modellen zusammengesetzt zu sein – mit Türen in verschiedenen Farben und Reifen in verschiedenen Größen. Es ist schon ironisch, dass so ein Auto auf unseren gepflegten, sauberen europäischen Straßen nicht erlaubt wäre, wohingegen die Menschen in der Sahara solch alten Maschinen vertrauen, um sicher durch die gefährliche und endlose Weite der Wüste zu kommen.

Spezialisierung wirkt Wunder bei der Weiterentwicklung bestimmter Güter, andererseits sind diese dadurch vom Einzelnen nicht mehr begreifbar, werden anfällig und abhängig von einem fordistischen Umfeld, in dem sich wenige Spezialisten ausschließlich um einige sehr spezifische Probleme kümmern. Die Lebensweise in der Sahara ist das genaue Gegenteil: die wenigen verfügbaren Dinge können auf verschiedenste Weise und von jedem repariert werden, der sich damit alleine in der Wüste wiederfindet. Für uns, die wir so weit davon entfernt sind, uns auf unsere eigenen Fähigkeiten verlassen zu müssen, ist das eine nette Idee – für die Sahrauis ist es jedoch Normalität und eine Frage des Überlebens.

Und vielleicht beschert es uns einen kurzen Moment der Selbstreflexion: Warum nicht über das Wesentliche nachdenken und dabei die Komplexität der Dinge erkennen, anstatt sich nur nach dem nächsten, aktuellsten und neuesten glänzenden Gadget zu sehnen. Vielleicht gibt Ihnen das innere Ruhe. Wie man sie in der Wüste findet (bis man sich verirrt).

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