Wer er eigentlich ist, warum das Glück für ihn (wie alles Gute von oben) aus den Bergen kommt und wie er es im Unterland verteilen wird, erklärt euch Tim Krohn, der eine unserer beiden frischgebackenen Executive Vice Pleasidents for Global Happiness, hier im Interview.

Wer bist du? 
Ja, wer das wüsste! Tatsächlich bin ich als Schriftsteller oft so selbstvergessen mit meinen Figuren unterwegs, dass ich unsicher werde, was ich nun selbst erlebt habe und was meine Figuren. Dazu haben wir drei kleine Kinder, denen jede freie Minute gilt. In einem solchen Leben bleibt gar keine Zeit mehr, sich zu fragen, wer man ist oder ob man ist. Und das ist ein sehr schöner Zustand. Meine Frau Micha, die mir über die Schulter geschaut hat, sagt gerade: Du bist auf der Welt, um Kinder zu zeugen. 

Wann und wie hast du zum ersten Mal bewusst jemanden glücklich gemacht?
Ich kann mich erinnern, dass ich mit etwa fünf Jahren mit 50 Rappen losgezogen bin, um eine Party für meine Geschwister zu organisieren. Ich bekam dafür drei winzige Zuckerhäslein. Ich verdunkelte das Kinderzimmer, deckte sehr hübsch den Tisch, bastelte eine Girlande, braute Sirup, schrieb eine Einladung, „heute fest“. Dann kamen meine Geschwister, schoben sich das Häschen in den Mund, spülten mit Sirup nach und verschwanden wieder. Ich fürchte, glücklich wurde niemand.

Was macht dich selbst glücklich? Wann bist du selbst am glücklichsten? Oder seit wann bist du glücklich?
Ich habe wunderbare Menschen um mich, kleine und grosse. Ich habe Raum zu schreiben und sehe, dass meine Arbeit anderen etwas bedeutet. Wir leben in den Bergen, da ist viel Leere, viel Ruhe, gleichzeitig toben unsere Kinder. Schöner könnte es nicht sein. 

«Ich gehe ja davon aus, dass Glück nichts ist, was wir schaffen müssten.»

Was bedeuten für dich «Glück» und «glücklich sein»?
Ich gehe ja davon aus, dass Glück nichts ist, was wir schaffen müssten. Wir tragen es in uns, es ist das Feuer, das uns am Leben erhält, es ist der Kern, der jeden von uns einzigartig und bezaubernd macht. Dass wir uns trotzdem nicht immerzu glücklich fühlen, hat nicht damit zu tun, dass uns etwas fehlt, sondern dass wir zu viel Ballast an uns haften haben, der uns schwer und unglücklich macht. Wir tragen einen Panzer von Eitelkeiten, Erwartungen, Ängsten und vermeintlichen Sicherheiten. Doch wenn wir nur darauf schauen, was da ist, erkennen wir, dass der Reichtum um uns schlicht überwältigend ist. Wenn ich meinen Panzer ablege, bin ich glücklich. 

Und wie genau beabsichtigst du, die Panzer zu knacken und uns aus den unsrigen rauszuhelfen?
An manchen Orten fällt das leichter. In der Stadt, im permanenten Überdruck von Kultur und Konsum, ist es schwierig, ruhig zu werden. In den Bergen geschieht es von selbst. Jeder Gipfel ist älter als die Menschheit, jede wettergekrümmte Arve lehrt uns Gelassenheit. Auch gewisse alte Häuser haben diese Kraft. Micha und ich haben ein solches prächtiges Haus, nachdem es lange Jahrzehnte sich selbst überlassen war, wieder bewohnbar gemacht. Getrieben vom Wunsch, es anderen Menschen zu schenken, zumindest auf Zeit. Die Ruhe zu schenken, die schon unser Tal so besonders macht und die jenes Haus nochmals vervielfacht. 

Wie ist dann daraus dein Projekt entstanden, und habt ihr euch schon immer als «Glücklichmacher» verstanden?
Seit bald einem Jahr ziehen Menschen in die «Chasa Parli»  ein, und ich wüsste von keinem, der nicht glücklicher wieder davongezogen wäre. Dass es uns eigentlich darum geht, Glück zu schenken, haben wir erst durch eure Ausschreibung begriffen. Es ist für uns keine Erkenntnis, sondern eine ganz natürliche Erfahrung, dass Leere nicht Einsamkeit bedeuten muss, sondern beseelt sein kann, erfüllend wie nichts anderes.

«Kleine, schöne, fröhliche Flöhe oder leises Staunen.»

Kannst du uns etwas mehr über dein Projekt verraten? 
Das Projekt ist schlicht. Geben wir Kulturschaffenden Raum und Ruhe. Laden wir bevorzugt, aber nicht ausschliesslich Menschen ein, die sich dem Leben aussetzen, die etwas Gutes mitgestalten möchten. Etwas, was geneigt ist, die Menschen daran zu erinnern, dass jede und jeder das Glück bereits in sich trägt. Das Raum schafft für das Feuer. Kleine, schöne, fröhliche Flöhe oder leises Staunen. Und sehen wir zu, dass diese kleinen, leisen Werke um die Welt reisen, als schwarze Passagiere im FREITAG Universum quasi, um wie Strandgut oder ein verwehter Ballon an den sonderbarsten Orten gefunden zu werden, den Alltag jenes Menschen aufzubrechen und Raum zu schaffen für ein unverhofftes Quäntchen Glück.  

Vielen Dank und viel Glück!

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