

EINE HELDENFAHRT
Von Sophie in der Kategorie FREITAG LiveSeit mehr als 20 Jahren verabreden sich tausende Fahrradliebhaber aus der ganzen Welt im idyllischen Dorf Gaiole in Chianti, um an „La Eroica“, einem heroischen Retro-Fahrradrennen, auf Schotter- und Geröllstrassen in den Hügeln des Chianti teilzunehmen. Die Anzahl der Teilnehmer ist streng limitiert, Männer und Frauen sind zugelassen, Hauptsache, sie sind mit mindestens 30 Jahre alten Retro-Rennrädern und einem passenden Vintage-Tenue am Start. Die Merino-Fahrradjerseys erinnern an die glorreichen Zeiten von Coppi oder Bartali am Giro d’Italia.








Zurück zu unserem neunköpfigen Team in klammen Merino-Jerseys: Auch sie sind nach Gaiole in Chianti aus allen Ecken Italiens und der Schweiz angereist, um die Eroica zu meistern.
Frühmorgens, kurz nach 7 Uhr, Treffpunkt auf dem Sportplatz: die einen kommen verfroren aus dem Camper gekrochen, die anderen frisch erholt nach einer Nacht auf einem Weingut, die Hardcore-Eroi haben im Auto übernachtet.
8 Uhr: Die blau-weissen, kratzigen Trikots sind übergezogen, das Team steht erwartungsvoll an der Startlinie.
Unser Team: Giamma, der Gastro-Surfer von der Adria und F-Dealer der ersten Stunde, Marco, der Fahrrad-, Pflanzen- und nicht zuletzt FREITAG-Experte aus Milano, Stefano, der römische Tempomacher als Stellvertreter seines nicht so sportlichen Bruders, Marco, der florentinische Rotschopf mit klapprigem Bianchi, Teresa, die temperamentvolle Mutter aus dem toskanischen Fischerdorf Castiglione della Pescaia mit Verkäuferin Susanna im Schlepptau.
Begleitet wird das Team von FREITAG Veteranen: Marilyn, die Yogi-Produktmanagerin aus dem Noerd, Ollie, der Vintage-Experte, und mir, Sophie, Ambassadorin für FREITAG in Italien.

Das Team tritt in die Pedale und bezwingt den ersten toskanischen Hügel. Man merkt gleich, wer sich in den letzten Monaten den Pedalen oder der Pasta gewidmet hat.
Kurze Verschnaufpause am Castello del Brolio. Danach erwartet uns der erste wahre Aufstieg auf den berüchtigten Strade Bianche. Der nächtliche Regen erleichtert es uns, die Steigung zu überwinden. Oben angekommen werden wir von einer dichten Wolkendecke und einem frischen Wind empfangen – genau, was man nach solch einer schweisstreibenden Anstrengung braucht.
Die Gruppe wird in die Länge gezogen, jeder findet seinen Rhythmus und es kommt zu ersten Duellen und Attacken. Teresa nützt den Windschatten der Männer und überholt sie mit links, es ist ihre zweite Eroica.
Das Team ist sich nicht selbst überlassen. Es wird von einem Besenwagen, Modell Vespa Piaggio PX 200E Baujahr 1984, begleitet. Fotograf Gianmarco düst auf den Schotterwegen souverän rechts und links an uns vorbei und knipst einhändig und blindlings während der Fahrt.












«Man merkt gleich, wer sich in den letzten Monaten den Pedalen oder der Pasta gewidmet hat.»

Nach 32 km erreichen wir den „Ristoro“, die schnelleren Fahrer haben zum Glück noch etwas Brot mit Öl, Schafskäse und Salami übriggelassen. Wir ergattern einen Tisch und geniessen mit einem Glas Wein die bukolisch-toskanische Aussicht: im Vordergrund ein kackender Esel, Olivenhain und hinten am Horizont die von Zypressen umgarnten Strade Bianche. Nach dem gastronomischen Intermezzo ist die Euphorie für die Weiterfahrt gross. Die Strade Bianche sind durch die sengende Sonne getrocknet, der Staub wird in die Luft gewirbelt und verklebt unsere Kehlen, doch zum Glück führen uns die letzten Kilometer über asphaltierte Strassen durch herbstliche, gold-rot schimmernde Wälder. Die letzten Kräfte werden für den Endspurt gesammelt, im Ziel empfängt uns eine applaudierende und freudige Menge. Finito!
Und eigentlich möchte ich gleich wieder starten, weil der unendliche Friede und die endlose Stilsicherheit, die von diesem Event ausgehen, jeden Teilnehmer euphorisieren. Aber auch, weil Rotwein und Rennrad einfach gut zueinanderpassen.
