Giorgina Siviero ist seit unzähligen Jahren die Eigentümerin von San Carlo dal 1973 in Turin und hat einiges über ihre Stadt und das Thema Nachhaltigkeit zu erzählen.

Wer bist du?
Ich bin Giorgina, lebe in San Carlo und versuche von hieraus die ganze Stadt zu dominieren. San Carlo und ich sind eins.

Was ist SAN CARLO?
SAN CARLO ist eine Sammlung von Projekten und Ideen, die sich gegen den Strom der Modetrends bewegt. SAN CARLO hat die Intelligenz sich nicht von der kannibalisierenden Modenbranche beeinflussen zu lassen. Ich suche mit meiner Kundin im Laden die Stücke aus, die am Besten zu ihrer Persönlichkeit passen und möchte ihr Dinge vermitteln wie, «Du bist es Wert» oder «Entscheide mit deinem Kopf!»

Ist Nachhaltigkeit ein Thema?
Nachhaltigkeit ist unerlässlich, unsere Gesellschaft verseucht gerade unseren Planeten. Mir ist bewusst, dass unsere Generation nicht besonders nachhaltig ist. Ich hoffe nur, dass die kommenden Generationen mehr aufpassen werden. Mir ist es sehr wichtig meinen Enkelkindern die Liebe für unsere Erde zu vermitteln, das gleiche tue ich mit Freunden. Beim Einkauf für San Carlo versuche ich möglichst nachhaltige Produkte zu wählen. Das ist nicht einfach!

Bügelst du selber?
Nur das Nötigste, Bettwäsche oder gar Handtücher bügle ich nie.

Analog oder digital?
Anfänglich habe ich mich gesträubt digital zu werden, aber nun könnte ich nicht mehr ohne! Ich bin „addicted“ und brauche immer den letzten Schrei. Ich kaufe mir lieber das letzte iPhone oder iPad anstatt ein schönes Kleid. Die Notizen in meinem iPhone sind wie ein Tagebuch, hier schreibe ich Ideen, Gedanken und Gedichte auf. Dieses Jahr habe ich Instagram entdeckt, viele followen mir und ich erhalte likes aus aller Welt. Das finde ich toll!

Hast du einen Kompost?
Hier in der Stadt leider nicht, aber auf meinem Landhaus habe ich einen. Dort landet alles, was ich nicht meinen Hühnern, Schweinen und Ziegen geben kann und im Frühjahr nutze ich diese reiche Erde als Düngung für meinen Gemüsegarten.

«Hier steht nicht das Business im Vordergrund, sondern ehrliche, zeitlose Produkte.»

Wieso FREITAG?
FREITAG stellt intelligente Produkte her, zudem ist der Grunddanke der Nachhaltigkeit heutzutage unentbehrlich und wenige Brands sind ihrer DNA so treu wie FREITAG.

Was gefällt Dir an FREITAG?
FREITAG ist für mich Glamour, ohne Glamour oder Fashion zu sein.

Welche Musik läuft in deinem Store?
Eigentlich würde ich am liebsten nur Klassik hören, doch meine Kunden und meine Angestellten stehen auf Pop wie z.B. Amy Whinehouse. Aber heute Abend werde ich dann meine Musik hören. Pavane vom Requiem von Fauré gefällt mir in letzter Zeit sehr.

Mal unabhängig von FREITAG, welches ist dein Lieblingsteil im Store?
Mein Lieblingsstück ist eine Tasche, die ich mit der indischen Stylistin Asha Sarabhai entworfen habe, mit der ich schon seit über 20 Jahren zusammenarbeite. Das Besondere an der Tasche ist der Stoff und die Verarbeitung. Der Stoff ist „kadi“, sprich handgesponnen und gewebt, und wurde dann mit einer antiken Plissage Technik weiterverarbeitet. Es ist faszinierend wie solche antike Verarbeitungsmethoden zeitgenössisch und modern sein können.

Verkaufst du online?
Vor ein paar Jahren habe ich eine Onlineshop eröffnet, doch mir wurde schnell bewusst, dass dies nicht meine Welt ist. Die grossen Online-Kolosse haben viel zu viel Macht gegenüber kleineren Playern wie ich. Heute widme ich mich ausschliesslich den Kunden, die bei SAN CARLO vorbei kommen.

Die besten Gastronomie-Tipps in Turin?
Geht zu Stratta für einen guten Caffè. Typisch turinisch ist ein «bicerin» (Kaffee, Schokolade und Milchcrème im kleinen Glas serviert“) oder ein «marocchino» (Kaffee, bittere Cacaopulver und geschäumte Milch). Dann geht zu Guido Gobino, dem feinsten Chocolatier der Stadt!
Zum Abendessen müsst ihr unbedingt ins «Del Cambio», das Restaurant wurde vor zwei Jahrhunderten eröffnet und die Inneneinrichtung ist grossartig und auf dem Weg dorthin sollte ein Aperitivo in der «Bar Mulassano» nicht fehlen.

Was ist das grösste Klischee über deine Stadt?
Wir sind «bogianen», ein turinischer Ausdruck für Starrköpfigkeit. Das stimmt aber nicht mehr, denn u.a. durch die Winterolympiade 2006 wurden wir vom Tourismus entdeckt und Turin ist seitdem eine weltoffenere Stadt.

Welche nachhaltige Innovation aus Italien beindruckt Dich?
Slowfood von Carlo Petrini. Wäre Carlo nicht Ernährungsguru geworden, hätte er FREITAG noch vor Daniel und Markus erfunden!

Wärst Du lieber Daniels oder Markus’ Bruder?
Ich wäre lieber die Freundin von beiden! Sie sind für mich die Steve Jobs der Mode und haben durch ihr Denken die Welt verändert.

Was wünscht Du dir von FREITAG?
Ich wünsche mir, dass FREITAG sich treu bleibt und dass die Produkte rar bleiben. Ich habe Angst, dass die Taschen nicht mehr per Hand ausgeschnitten werden und dass der Unikats Faktor somit verschwindet.

Danke für die Bilder, Martina Scorcucchi.