FREITAG Ad Absurdum
FREITAG AD ABSURDUM
CARTE BLANCHE FÜR DIE BRÜDER FREITAG FEAT. FRANK & PATRIK RIKLIN
Lausanne, Oktober 2015
Im Rahmen ihrer Carte Blanche im mudac haben sich Markus und Daniel Freitag mit Frank und Patrik Riklin zusammengeschlossen. Die beiden Konzeptkünstler sind für ihre unorthodoxe Kunst, die sich außerhalb des ordentlichen Kunstbetriebs vollzieht, bekannt. Bei ihrer Arbeit haben die vier Brüder eine Geisteshaltung und bestimmte Grundsätze gemeinsam: Aktivitäten, bei denen die Verwendung von Ressourcen im Zentrum steht, die Freude an der sozialen Interaktion und eine Denk- und Handlungsweise, die auf der Idee von Kreisläufen beruht.
Ihr Projekt beschränkt sich nicht auf das Museum, sondern macht sich vor allem im öffentlichen Raum bemerkbar. Die beiden Brüderpaare haben sich zu Beginn des Sommers auf den Weg gemacht, um die Begegnung mit Trägern von FREITAG Taschen, die aus gebrauchten Lastwagenplanen hergestellt wurden, zu suchen. Sie haben sie dazu eingeladen, an einer Aktion mitzuwirken, die den Herstellungsprozess ihrer Produkte ad absurdum führt: Die Rückgabe ihrer Tasche, damit daraus wieder eine LKW-Plane hergestellt werden kann. Vom Hauptbahnhof Zürich bis zur Place de la Cathédrale vor dem mudac ist es den vier Brüdern, die mit Transparenten unterwegs waren, gelungen, wildfremde Leute davon zu überzeugen, ihre Tasche zurückzugeben. Alle Stores der Marke FREITAG haben sich an der Aktion beteiligt, indem sie ihren Kunden angeboten haben, ihre abgenutzten Taschen einzusammeln. Auf diese Weise wurden weltweit etwa hundert Taschen eingesammelt.
In der FREITAG Fabrik in Zürich, wo alle FREITAG Taschen zugeschnitten werden, haben die vier Brüder die eingesammelten Taschen auseinander getrennt, zusammengelegt und anschließend verschweißt. Die LKW-Plane erlebt eine Verwandlung... in eine LKW-Plane und führt auf diese Weise das Prinzip des Recyclings, das dem Unternehmen FREITAG als Grundlage dient, ad absurdum. Die neue Plane, ein buntes Patchwork, wurde auf einem LKW angebracht, und die Brüder Freitag und Riklin unternahmen im August einen Road Trip in verschiedene Teile der
Schweiz. Dabei suchten sie den Austausch mit den Einwohnern der verschiedenen Regionen.
Die beiden Brüderpaare, die sich bei Unbekannten einluden, um ins Gespräch zu kommen, konfrontierten sich selbst mit den Reaktionen auf ihr Manifest über Konsum und Produktion im 21. Jahrhundert. Sie stellten ihre Weltanschauungen auf die Probe und versuchten, auf Reaktionen und Verhaltensweisen Einfluss zu nehmen. Das Experiment gelang, denn sie konnten im Garten wildfremder Leute übernachten, ein Transparent, das die Treue der Rasenmäher hinterfragte, aufstellen, oder sogar spontan die Zubereitung einer Suppe aus Resten organisieren, die aus verschiedenen Etagen eines Wohngebäudes stammten... Aus diesen Erlebnissen und Begegnungen entstanden überraschende, völlig neue Gegenstände, die ihrerseits aus der re-re-recycelten Lkw-Plane hergestellt wurden: Ein Schwarzfahrersitz, eine Einkaufstaschenprothese oder auch eine Kompostschleuder, um nur einige zu nennen. Im September haben sich die vier Brüder in Lausanne auf den Weg gemacht, um diese Gegenstände bei den Einwohnern zu testen. Sind ungewohnte Gegenstände in der Lage, Gewohnheiten umzukrempeln? Und können überraschende Begegnungen eine Veränderung des Konsumverhaltens bewirken? Diese ironische Übertreibung des Recyclings bis ins Unendliche zeigt den an sich sehr ernsthaften Standpunkt der Brüder Freitag und Riklin in Bezug auf den Konsum und die Verwendung der Ressourcen in unserer Zeit.
Im Rahmen der Ausstellung wird das Abenteuer in allen seinen Phasen nachgezeichnet, sodass der Besucher eingeladen wird, selbst aktiv daran teilzunehmen. Auch dafür werden Objekte eingesetzt, die auf der Grundlage eines bis zum Äußersten betriebenen Recyclings entstanden sind, mit dem gemeinsamen Ziel, eine Veränderung des Konsumverhaltens zu bewirken.
FREITAG IM MUDAC
Mit der Einladung von Markus und Daniel Freitag befasst sich das mudac mit dem bemerkenswerten Erfolg eines Schweizer Unternehmens im Bereich Design. Selbst über 20 Jahre nach der Entstehung ihrer ersten Tasche aus recycelten LKW-Planen hat die Begeisterung der Kunden nicht nachgelassen, und die Produkte erfreuen sich immer noch einer konstanten Nachfrage. Ihre Treue zu einem einzigen Produkttyp, ihre Beständigkeit, ihre Konsequenz und die Qualität ihrer Produkte ließen das mudac aufhorchen.
Die Haltung, die Unternehmensphilosophie und Arbeitsmoral, die die Brüder Freitag vertreten, ist klar und authentisch. Die Achtung der Person, des Mitarbeiters und der natürlichen Ressourcen sowie die Transparenz des Herstellungsverfahrens bilden für sie den Dreh- und Angelpunkt eines intelligenten, respektvollen und wirkungsvollen Designs. Das Erfolgsgeheimnis des Unternehmens, das die Bedürfnisse seiner Kunden ernst nimmt, liegt nicht zuletzt im unmittelbaren Wiedererkennungseffekt - einschließlich des Geruchs -, in der kontinuierlichen Hinterfragung, dem ständigen Streben nach Verbesserung sowie einem kritischen Blick auf den Konsum. Ganz zu schweigen von der Originalität ihrer Vorgehensweise: Die Verwendung eines gebrauchten und nutzlos gewordenen Materials als Rohstoff für ein hochwertiges Produkt.
Diese Prinzipien und Ideale in den Räumen des mudac darzustellen, einen Schritt zurücktreten, um die Idee des Recyclings aus einer neuen Perspektive zu betrachten, ist eine Herausforderung, der Markus und Daniel Freitag nicht widerstehen konnten. In dem Bestreben, den eigenen Horizont und ihr übliches Arbeitsgebiet zu erweitern, haben sie sich mit den Zwillingsbrüdern Frank und Patrik Riklin zusammengeschlossen. Die beiden Konzeptkünstler sind für ihre unorthodoxe Kunst, die sich außerhalb des ordentlichen Kunstbetriebs vollzieht, bekannt. Als Grundlage dienen den vier Brüdern ihre Fragen zur industriellen Produktion und zum Umgang mit den Ressourcen, die sie schließlich inszenieren und verdichten. Daraus ergibt sich eine Ausstellung, die vom Wahrnehmungsprozess des Betrachters lebt und auf jedes didaktische Element verzichtet. Die kommunikationsfreudigen Brüder Freitag und Riklin, die sich persönlich sehr engagieren, haben ihr Projekt in die Wege geleitet, indem sie durch die Straßen von Zürich und Lausanne gegangen sind und Passanten zu einer beispiellosen Aktion aufgefordert haben: Zur Rückgabe ihrer Freitag Tasche! So vollzog sich der Einstieg in ein Abenteuer, das mehr auf der Handlung des Konsumenten als auf einem Schöpfungsakt des Designers beruht und das Prinzip des Recyclings ad absurdum führt. Mit der Strategie der Transparenz, die ihre Unternehmung prägt, korrespondiert innerhalb der Ausstellung die Enthüllung der verschiedenen Schritte ihrer Entstehung und ihrer Verwirklichung. Für das mudac ist diese Ausstellung auch die Gelegenheit zu einer Hinterfragung seiner eigenen Methoden der Museumsgestaltung: Wie ist es möglich, anstelle von Gegenständen eine Haltung, einen Vorgang, eine Überlegung auszustellen? Welche Rolle spielt der Besucher, wenn von ihm eine aktive Mitwirkung erwartet wird? Für den Betrachter mag das Projekt eine Herausforderung sein, doch für die Brüder Freitag ist es ebenso wie für das Museum ein Experiment. Eine starke Geste, ein authentisches Zeugnis, eine „Mise en abyme“ der Designmethode der Brüder Freitag - das mudac freut sich darauf, seinen Besuchern all diese Aspekte vermitteln zu können
Medienmitteilung
«FREITAG Ad Absurdum» Tour vom 18. bis 21. September 2016
Waschküchen gefunden (fast!)
Zürich, 15. September 2016 - Die Freitag-Brüder und die Riklin-Zwillinge touren gemeinsam durch die Schweiz. In der Tasche haben sie «FREITAG Ad Absurdum», die im Design Museum «mudac» realisierte Ausstellung über ihre Einstellung. Diese zeigen sie in den Waschküchen von «Kuratorinnen und Kuratoren des Alltags», die sich auf einen Aufruf gemeldet haben.
Wo Simone, Heinz, Luc und Sabrina üblicherweise ihre nassen Kleider aufhängen, werden sich schon bald Freunde, Nachbarn und Unbekannte zur Vernissage von «FREITAG Ad Absurdum» treffen. Die vier haben mit ihren Waschküchen das Rennen gemacht und kuratieren die Ausstellung der Freitag-Brüder und Riklin-Zwillinge.
Die Vernissagen in den Waschküchen sind öffentlich, die Waschküchen aber klein und die Plätze entsprechend begrenzt. Deshalb findet im Garten jeweils ein Public Viewing mit Live-Stream aus der Waschküche statt.
Der «FREITAG Ad Absurdum» Tour-Plan:
Sonntag, 18.09. in Basel bei Simone an der Vogesenstrasse 39
Montag, 19.09. in Bern bei Luc an der Wylerstrasse 121
Dienstag, 20.09. in Luzern bei Heinz an der Maihofstrasse 5
Mittwoch, 21.09. in St. Gallen bei Sabrina an der Felsenstrasse 78
Die Vernissage findet jeweils um 19 Uhr statt.
Absurde Aktion am Nachmittag
Im Mittelpunkt von «FREITAG Ad Absurdum» steht ein durchaus ernst gemeintes Manifest für die Haltung der Konsumentinnen und Konsumenten im 21. Jahrhundert. Es ist ein Plädoyer für Kreislaufwirtschaft, für Qualität und Langlebigkeit und ortet das Glück im Hinterfragen der zeitgeistigen Schnelllebigkeit.
Jeweils am Nachmittag werden Freitags und Riklins versuchen, einen Punkt aus ihrem Manifest exemplarisch im Quartier umzusetzen, wo Abends auch die Vernissage stattfinden wird.
Weitere Informationen unter: www.freitag.ch/adabsurdum