DIE ZIRKULÄRE PLANE
FREITAG INITIIERT DIE KREISLAUFFÄHIGE LKW-PLANE
Die Taschenmacher aus Zürich haben genug von halben Sachen und Kreisen. Damit ihre Planentaschen zukünftig nicht nur rezykliert, sondern auch endlos rezyklierbar sind, wagt sich FREITAG aus dem Taschenuniversum heraus, um zusammen mit verschiedenen Industriepartnern eine komplett kreislauffähige LKW-Plane zu entwickeln. FREITAG freut sich, wenn der eigene Materialkreislauf bald einmal geschlossen ist – und dadurch auch der europäische Schwerverkehr ein bisschen grüner wird.
Wir denken und handeln in Kreisläufen, lautet die Unternehmensphilosophie von FREITAG seit mehr als 25 Jahren. «Heute denken wir vor allem darüber nach, wie wir der uns vorgelagerten Transportindustrie zu einem zirkulären Material verhelfen können - was uns selber ermöglichen wird, in endlosen Kreisläufen zu handeln», präzisiert Daniel Freitag. Bei den Textilien ist FREITAG diese Pionierleistung mit der von Grund auf selbst entwickelten, 100% kompostierbaren Kleiderlinie namens F-ABRIC bereits gelungen.
Im Kerngeschäft schenkt man dem Planenmaterial nach seinen fünf bis zehn Jahren auf der Strasse zwar ein weiteres, langes Leben als Tasche und verlängert mit Reparatur- und Tauschangeboten den Lebenszyklus der Produkte und des Materials. Aber irgendwann macht selbst die stärkste Tasche schlapp und spätestens dann bleibt nur noch die letzte Ausfahrt zur Kehrichtverbrennung. «In Zürich entsteht daraus dann immerhin noch ein bisschen Fernwärme fürs Planentaschen-Hauptquartier», meint Markus Freitag. «Aber viel besser wäre es, wenn wir den ausgedienten Lastwagenplanen nicht nur ein zweites, sondern gleich ein ewiges Leben schenken könnten.»
Vor etwas mehr als einem Jahr hat FREITAG deshalb beschlossen, das Rad selbst ins Rollen zu bringen und die Entwicklung einer neuartigen, kreislauffähigen Plane anzustossen. Diese soll natürlich genauso robust, langlebig, wasserabweisend und praktisch sein wie die bestehende aus PVC. Anstatt im Müll soll die neue Plane einmal im biologischen oder im technischen Kreislauf landen. Das heisst, sie wird sich einmal biologisch zersetzen oder kann sich in technische Stoffe zerlegen lassen, aus denen dann wieder neue Planen oder andere Produkte entstehen.
Bei diesem Vorstoss in ein noch unbekanntes Gebiet wurde die Rolle «Circular Technologist» bei FREITAG neu gleich doppelt besetzt. Über Kontakte aus dem Tagesgeschäft - z.B. Speditionen und Planen-Konfektionäre - hat das Projektteam die Planenlieferkette abgeklappert und nach interessanten und interessierten Partnern mit dem benötigten Material-, Chemie- und Verbund-Know-How Ausschau gehalten. Zusammen mit Unternehmen und Institutionen aus dem Bereich der Kreislauffähigkeits- und Materialprüfung ist so ein heterogenes Kollektiv aus hoch motivierten Partnern entstanden, die zielorientiert und agil-mehrspurig an der Planenrevolution werken. Die Rolle von FREITAG könnte man dabei als Ideengeberin, Antreiberin oder spirituelle Beifahrerin bezeichnen.
Ziemlich bald hat sich gezeigt, dass auch eine neue, zirkuläre Plane ähnlich wie die bestehende aufgebaut ist und aus einem robusten Gewebe sowie einer weichen, wasser- und schmutzabweisenden Beschichtung aus einem synthetischen oder biobasierten Kunststoff bestehen wird. Wie diese beiden Hauptkomponenten dann – jede für sich oder beide gemeinsam – wieder zurück in ihre Grundstoffe zerlegt und wiederverwendet oder kompostiert werden können, ist die grosse Frage, auf die das Kollektiv schon einige Teilantworten in Form von möglichen Materialien und verschiedenen Verbindungen gefunden hat.
Damit wirklich alle Herstellungsschritte und chemischen Bestandteile als kreislauffähig bezeichnet werden können, werden sie vom Innovationspartner EPEA - Part of Drees & Sommer nach der Cradle to Cradle®-Methodik* bewertet. «Mit diesem maximalen Anspruch, den wir an den Begriff der Kreislauffähigkeit stellen, machen wir es uns nicht gerade einfach», meint Anna Blattert, eine der beiden Circular Technologists bei FREITAG. Trotzdem liegen dem Team bereits erste Materialprototypen - Verbindungen verschiedener Gewebe und Beschichtungsmaterialien - vor, die in den bisherigen Tests positiv überrascht haben. «Dass das biologisch basierte Beschichtungsmaterial in praxisnahen Belastungstests teilweise sogar besser abschneidet als PVC, freut mich ganz besonders. Diesen Weg wollen wir unbedingt weiterverfolgen, auch wenn dies noch einiges mehr an Entwicklungsarbeit erfordert», erklärt Bigna Salzmann, ebenfalls Circular Technologist.
«Die gesamte Transport- und Logistikbranche steht vor disruptiven Veränderungen. Autonome LKWs, Digitalisierung und Elektroantrieb verändern die Transportlogistik radikal. Was der Branche fehlt, ist ein zukunftsfähiges Material in einem geschlossenen Kreislauf. Hier springen wir ein - als Restverwerter nicht ganz ohne Eigennutz», so Oliver Brunschwiler, Company Lead. FREITAG ist überzeugt, dass eine zirkuläre LKW-Plane in absehbarer Zeit Transitstreckenrealität wird, und setzt alles daran, dass noch 2022 ein erster Planenprototyp auf einen Lastwagen aufgezogen werden kann. Wann dann die kreislauffähige Plane in Serienproduktion gehen wird und der LKW-Planen-Kreislauf geschlossen werden kann, ist jedoch schwierig vorauszusagen. Lange darf es, wenn es nach FREITAG geht, aber nicht mehr gehen, schliesslich dauert es danach noch einmal mindestens fünf lange Transitjahre, bis dann endlich Taschen daraus geschnitten werden können – die ersten FREITAG Taschen im geschlossenen Planenkreislauf.
Wer noch mehr wissen will, erfährt alles, was nicht Tarp Secret ist, auf www.freitag.ch/circulartarp und wer sich jetzt schon so fest auf die erste Tasche aus der ewigen Plane freut, wird mit einem FREITAG Newsletter-Abonnement ganz sicher nichts verpassen.
*EPEA - Part of Drees & Sommer bewertet Materialien nach der Cradle to Cradle®-Methodik in Bezug auf umfassende Materialgesundheit für Mensch und Umwelt, technische Rezyklierbarkeit sowie Implementierung eines Take-Back Systems.